Büro
Als Kind assoziierte ich mit Büro: die Farbe Grau, Aktenkoffer, Krawatten, Papierberge, Langeweile, „inspirierende“ Sprüche an der Wand, die eigentlich niemanden inspirierten und vor allem eines: Ernsthaftigkeit.
Ich würde mich selbst als vieles beschreiben, aber ernst gehört nicht dazu. Trotzdem habe ich, bevor ich mit der Fotografie begonnen habe, einen beruflichen Weg eingeschlagen, dessen Endziel das Arbeiten in einem Büro war und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich ziemlich wohl hier.
In meiner fotografischen Arbeit Büro habe ich mich sowohl mit mir selbst als auch mit meinem aktuellen und vergangenen Umfeld auseinandergesetzt. Ich habe Büroräume analysiert, die Gegebenheiten im Büro betrachtet und sowohl formelle als auch informelle Interaktionen hinterfragt.
Während meiner Beobachtung und Recherche Phase bin ich schnell draufgekommen: So ernst ist es hier eigentlich nicht. Und das ist auch gut so.
Eine Auswahl meiner Bilder
Vorgehensweise
Büro ist im Zuge meiner fotografischen Ausbildung an der Ortweinschule Graz entstanden. Begonnen habe ich meine Arbeit im Frühling 2023 und beendet habe ich sie im Sommer 2024.
Konzeptphase
Im Frühling 2023 habe ich begonnen Ideen für meine Arbeit zu sammeln. Angefangen bei meiner Schulzeit, meinen Eltern, die beide BWL studiert haben, und meiner Entscheidung, in die Wirtschaft zu gehen, bis hin zu Corporate Memes auf Instagram – all diese unterschiedlichen Gegebenheiten haben mich dazu inspiriert, einen großen visuellen Pool aus Bildern und Texten für die Arbeit anzulegen. Je mehr sich angesammelt hat desto konkreter wurde meine Vorstellung und erste Bildideen wurden entwickelt.
Fotografische Arbeitsphase
Meine Bildideen wurden zunächst mit meiner Diplomarbeitsbetreuerin Karin Lernbeiß besprochen und in einem weiteren Schritt mit meinem Entwurfslehrer Erwin Polanc analysiert. Beide Betreuer:innen haben mich gefordert und meine Ideen sowohl auf formaler als auch auf fotografischer Ebene hinterfragt. Es war ein zehrender Prozess, da man sich immer wieder mit seiner Intention, den örtlichen Gegebenheiten und seinem technischen Wissen auseinandersetzen muss – und sich bei jedem Shooting neu herausfordert.
Eine Auswahl meiner Bilder
Buchgestaltung
Eine digitale Arbeit in analoge Form zu bringen, war für mich eine Herausforderung, da ich überlegen musste, wie meine Bilder nun präsentiert werden sollte: soll es ein klassisches Fotobuch mit jeweils zwei Bildpaaren nebeneinander sein oder sollte es doch eine besondere Form bekommen? Da meine Arbeit auch humoristische Elemente enthält und Humor stark von kleinen Details lebt, habe ich mich entschieden, auch bei der Buchgestaltung auf Feinheiten und Details zu achten.
Ich habe mich dafür entschieden, dass jedes Buch ein Unikat ist und es insgesamt vier Ausgaben in unterschiedlichen Farben und Materialien gibt. In Büros gibt es verschiedene Arten von Ordnern: Einerseits Leinenordner und andererseits Lederordner, weshalb ich mich genau für diese Materialien entschieden habe.
Das Titelbild ist ein Fine-Art-Druck, der in eine zuvor geprägte Vertiefung auf dem Cover eingesetzt wurde. Die Rückseite meines Buches trägt ein Zitat, das ich mich in stressigen Zeiten durch den Tag bringt: 'YOU GOT THIS'. Bei der Bindung habe ich mich für eine Schweizer Broschur mit Fadenbindung und grauen Innenseiten entschieden, um den grauen Büro-Look widerzuspiegeln. Die Farben des Covers sind jedoch bunt, wie viele Ordner in Büros.
Vorgehensweise
Ausstellung der Arbeit
Ich durfte Teil einer Ausstellung im Design Forum in Graz sein. Für die Ausstellung im Design Forum wurden vier Personen aus unserem Jahrgang am Abendkolleg ausgewählt und ich war (glücklicherweise) eine davon.
Eine Ausstellung ist wiederum ein anderes Medium, um seine Arbeit zu präsentieren, was neue Überlegungen erfordert. Ich habe ein ausgewähltes Bild auf spezielles Papier drucken lassen und in einem Lichtkasten ausgestellt. Diese Darstellung wirkt etwas absurd und soll somit die Absurdität, die im Büro stattfindet, betonen. Das ach so perfekte Lächeln hat jedoch Flecken auf den Zähnen, was auf die Zweideutigkeit des Ernsten und doch irgendwie nicht ganz so ernsten Büroalltags hinweist.